ÜBERSICHT:

Meine ganz persönliche Meinung

Mythen und Legenden

Wissenswertes: Graduierungssysteme im modernen Kampfsport und klassischen Budo

Judo, die unbekannte Kampfkunst,    

Kata im Jujutsu und Kodokan- Judo

 

Wenn Du mir Deine Meinung zu diesem Bog mitteilen willst, ist das hier möglich: lars-heike@t-online.de

Sobald es mir zeitlich Möglich ist, werde ich Dir antworten.

Meine ganz persönliche Meinung

Ju-Jutsu wird unter den Kampfsportarten oft als der "Zehnkampf der Kampfsportarten" bezeichnet. Es sollen alle Distanzen, alle möglichen Techniken sowie alle möglichen Umstände mit Ju-Jutsu abgedeckt werden. Damit ergeben sich allerdings nicht nur Vorteile!

Leicht ist es möglich, gerade als Anfänger, sich im "Universum Ju-Jutsu" zu verlieren, da einem eigentlich alles total interessant und Lernenswert vorkommt.

Das führt oft dazu, das Ju-Jutsu- Leute, zB. mit Grüngurt sehr viele Dinge kennen, aber fast nichts können.

Deshalb ist es für mich als Trainer eine wesentliche Aufgabe, zu entscheiden, was wann gelehrt werden muß.

Ich muß Prioritäten setzen und eine Auswahl treffen, die sowohl  zum sportlichen Raufen mit dem Trainingspartner als auch bei einer echten, ungewollten körperlichen Auseinandersetzung ohne Regeln und ohne kontroliertes Umfeld taugt.

Betrachten wir dann noch die extrem geringe Trainingszeit der Teilnehmer und außerdem den Umstand einer unhomogenen Trainingsgruppe (schon Fortgeschrittene und totale Anfänger, jüngere und ältere Teilnehmer, ect.), wird klar, das dies eine kaum befriedigend zu lösende Aufgabe ist.

Deshalb versuche ich, nach einer Art Plan vor zugehen, indem ich eher Prinzipien und Bewegungsmuster vermittele, als nach der weit verbreiteten Ju-Jutsu-Sitte "geb mir mal ne Ohrfeige... jetzt mach ich ...". Mir kommt es darauf an, den Kern der Technik sauber in seiner Grundform zu vermitteln, um davon dann sowohl zur sportlichen als auch zur selbstverteidigungs- tauglichen Variante zu gelangen.

Wie kann man sich das vorstellen?

Unser technisches Training unterscheidet sich vom Techniktraining, wie es von den meisten Ju-Jutsu- und Jiu Jitsu Trainingsgruppen bekannt ist: dort wird die Technik, die erlernt werden soll, in einer oft sehr statischen Form, direkt in der Anwendung nach dem vielbekanntem "gib mir mal 'ne Ohrfeige"- Schema geübt.

Wir erarbeiten uns erst die der zu erlernenden Technik zugrunde liegenden Wirkungsprinzipien sowie die entsprechenden Winkel, Bewegungsmuster ect.. Die eigentliche Technik erschließt sich dann oft wie von selbst und zeigt auch Alternativen auf.

Das Ganze erfolgt, wie schon erwähnt, mit entsprechenden Bewegungsmustern, die ständig wiederholt werden. Es ist also Üben "aus der Bewegung raus" und kein statisches Üben mit zB. "eingefrohrenem " Fauststoß o.ä.

Technik- Kombinationen, wie sie in der Gürtelprüfung verlangt werden, also die "Anwendung", kommen bei uns erst ganz am Schluß.

Unsere Fortgeschrittenen lernen diese Technikkombinationen mit DUO- Training zu optimieren.

 

So, wie sich bsw. in der Musik je nach Geschmack und zweck verschiedene Stile entwickelt haben, trifft das selbe auch für die Kampfkünste und Kampfsportarten zu.

Es gibt hier Stile, die sich auf einzelne Aspekte wie Kampfdistanzen (lange Distanz wäre Kickboxen, Karate, Taekwondo, olymp. Boxen ect.; Nahdistanz wäre Judo, Aikido, Sambo, Muay Thay, olymp. Ringen, ect.; Bodenkampf wäre Brasilien JiuJitsu, Luta Livre ect.) oder Kampfsituationen wie sportliche Auseinandersetzung unter Regeln (zB. alle olympischen Kampfsportarten bis MMA) oder regellose Auseinandersetzung um Gesundheit und Leben (sogenannte Hybrit und Selbstverteidigungs- Kampfkünste wie Krav Maga, Alpha Combat, Beta 8, ect.) spezialisiert haben.

Die Idee von Ju-Jutsu ist es, von den Spezialisten die jeweiligen Prinzipien zu untersuchen und dann bei Eignung ins Ju-Jutsu zu integrieren. So wählt man Versionen der Technik aus den geeigneten Kampfsystemen aus und fügt diese dann entsprechend der gegebenen Situation ins Training ein.

Ju- Jutsu kann also im Einzelnen nie ganz mit den Spezialisten mithalten, aber in der Summe ergibt sich eine sehr vielfältige, effektive Kampfmethode. Vergleichbar mit dem Zehnkampf der Leichtatletik.

 

Ich verstehe Ju-Jutsu / JJ 2000 als ein modernes und rationales System, das auf europäische Gegebenheiten zugeschnitten ist. Neue Erkenntnisse der Trainingslehre werden berücksichtigt. Basis des Trainings ist nicht die Tradition, sondern die Effizienz in Bezug auf den Einzelnen. Traditionelle Riten oder esoterische Betrachtungsweisen, wie sie in vielen asiatischen Kampfkünsten vorzufinden sind, kann es aus meiner Sicht im JJ 2000 nicht geben.

 

In den letzten Jahren hat bei mir ein Umdenken in Bezug auf "Budo", "Bushido" und damit "japanbezogenes Jujutsu/ Jiu Jitsu" mit all den dazugehörenden "Werten" stattgefunden.

Ich habe mich über Jahre sehr intensiv mit den geschichtlichen Hintergründen der japanischen Kampf- und Kriegskünste und deren Rolle in der japanischen Gesellschaft und japanischen Geschichte beschäftigt. Für mich ergab sich eindeutig ein ganz anderes Bild von Budo/ Bushido, als dies in den allermeisten Darstellungen unserer "alten Kämpfer", meist mit sehr hohen Graduierungen, und den allermeisten in Deutschland zum Thema Budo und Jiu Jitsu veröffentlichten Puplikationen zu entnehmen ist: für mich hat Budo / Bushido nichts anderes als ultra konservative, rechtsnationalistische und vor allem militaristische Werte, die für mich auch die unglaubliche Anzahl von Gräultaten japanischer Soldaten im II. Weltkrieg und schon weit davor in Asien erklären. Ich möchte jedoch ausdrücklich (!!!) darauf hinweisen, daß ich die aller meisten unserer "alten Kämpfer" als überaus nette Leute kennen und schätzen gelernt habe und ich ihnen keinesfalls unterstellen möchte, selbst eine ultra konservative und rechtsnationale Gesinnung zu haben.

Allerdings gibt es nur sehr wenige unter ihnen, die tatsächlich längere Zeit zum erlernen der Kampfkünste in Japan verbrachten.

Wenn ich mich dann mit solchen ausführlich unterhalten konnte, wurde schnell klar, daß heutzutage Budo/ Bushido und  traditionelle Kampfkunst und deren Vertreter in Japan selbst oft äußerst umstritten sind. Der einflussreiche und bekannte Japaner, der im Westen als Budo- Legende hoch verehrt ist und den ich persönlich als Referent kennen gelernt habe, bestätigt jedoch meine Meinung und lebt die von mir oben angesprochene Gesinnung zu 100 %, er ist in Japan höchst umstritten.

In dessen Folge kann ich die von vielen Kampfsportlern sehr unreflektierte Romantisierung und Heroisierung des japanischen Budo nicht mehr nachvollziehen. Denn viele Werte, die für Budo/ Bushido einfach essentiell sind, kann ich mit meinen persönlichen Werten und meiner liberalen und vor allem friedliebenden Weltanschauung überhaupt nicht vereinen. Ich bin praktisch "Anti- Budo" und mit Sicherheit kein "Samurai".

Ich bin froh, daß die Werte, die sich unser "Deutscher Ju-Jutsu Verband" auf die Fahnen schreibt, mit meinen persönlichen weitgehend übereinstimmen.

 

Ich sehe JJ 2000 als ein lebendiges System, das sich ständig fortentwickelt und nach noch besseren Lösungen sucht. Die einzig und alleinige Wahrheit gibt es nicht. Deshalb stellen wir auch nicht den Anspruch, diese gefunden zu haben. Die Behauptung, dass es die ultimative Vorgehensweise gibt, sozusagen eine universelle Lösung, mit der jeder Erfolg hat, halte ich für unseriös. Meiner Erfahrung nach muss ein vernünftiges Selbstverteidigungssystem variabel genug sein, damit jeder die individuell auf ihn zugeschnittene Lösung finden kann. Wenn eine Person einen bestimmten technischen Ablauf aufgrund von anatomischen Gegebenheiten nicht erlernen kann, dann bringt es ihr nichts, wenn sie diese immer und immer wieder üben muss, nur weil der Großmeister eines Systems diese Technik für besonders wertvoll erachtete. Viel sinnvoller ist es, ein Alternativkonzept anzubieten, das auf die persönlichen Fähigkeiten Rücksicht nimmt. D.h. das System muss auf die individuellen Belange der Person angepasst werden und nicht umgekehrt. Aus meiner Sichtweise bietet JJ 2000 mit dieser Flexibilität auch Menschen eine Chance, die ungünstige anatomische Voraussetzungen haben.

 

Daraus ergibt sich für mich als Trainer gleichzeitig viel Freiheit, aber auch hohe Verantwortung, wie ich für die Trainierenden JJ2000 gestaltet. Das Motto muß heißen: weniger ist mehr statt: alles kennen aber nichts können!

Wir haben uns in unserer Trainingsgruppe für den Hauptschwerpunkt Grappling (u.a. Ne Waza/ Jiu Jitsu System/ JJ-Fighting) und als zweiten Schwerpunkt Selbstbehauptung/ Selbstverteidigung (nach Vorbild der Arge SV/ Krav Maga) entschieden.

 

Die Aufstellung im Kreis zu Beginn und am Ende des Trainings können wir als Ausdruck der europäischen Werte betrachten: bei uns in der Trainingsgruppe sind wir alle gleichberechtigte Mitglieder, auch wenn der ein oder andere, zB. der Trainer, mehr Wissen und Erfahrung in die Gemeinschaft einbringen kann.

Wir legen also keinen Wert auf irgendeine Form des Personen- oder Graduierungs- Kultes. Der Trainer ist die Person, die bei der Erweiterung der persönlichen Fähigkeiten behilflich ist und nicht irgendein Objekt der Anbetung. Wichtig ist uns ein vernünftiger und freundlicher persönlicher Umgang miteinander und gegenseitiges Verständnis in einer möglichst angenehmen Trainingsatmosphäre.

 

Wenn wir den Kampfanzug (BJJ- oder Judo- Gi) tragen, dann nicht aus irgendwelchen traditionellen, ideologischen oder philosophischen Gründen, sondern aus rein pragmatischen:

der Kampfanzug ist stabil und reißt nicht;

der Kampfanzug erleichtert das richtige Erlernen von Würfen und Griffen (auch im Bodenkampf) durch die guten und vielfältigen Griffmöglichkeiten gegenüber dem Einsatz von T- Shirt;

für Prüfungen und Wettkämpfe gibt der Verband (Deutscher Ju- Jutsu Verband) den Kampfanzug in der Farbe Weiß zwingend vor,

Verschmutzungen sind durch die Farbe Weiß gut und frühzeitig zu erkennen.

Also wäre beim ersten Kampfanzug weiß schon sinnvoll, aber als zwingende Vorgabe sehe ich bei mir im Training die Farbe weiß nicht. Denn weder der Verband noch der Trainer bezahlt den Kampfanzug, sondern der Teilnehmer, insofern überlasse ich es dessen Geschmack, welchen Anzug er trägt.

Für's Training können also selbstverständlich Kampfanzüge je nach persönlichen Geschmack in allen unterschiedlichen Farben getragen werden, eine bunte Matte find' ich gut.

Trotz dieser Vorteile verzichten wir zu einem großen Teil des Trainings, gerade in der warmen Jahreszeit, auf die Jacke und den Gürtel des Kampfanzuges, und Tragen zu dessen Hose nur ein T- Shirt (besser noch ein sogenanntes Rashguard), da es in Mitteleuropa üblich ist, sich dann so zu kleiden.

Beim erlernen reiner SV muß sowieso Alltagskleidung zum Einsatz kommen.

 

Lars Jacob

Mythen und Legenden

Mythos 1:

 

Das Ju- Jutsu des Deutschen Ju- Jutsu Verband ist ein japanischer Budo-Kampfsport, da es von den japanischen Budosportarten Judo, Karate und Aikido abstammt.

 

Falsch!

Ju- Jutsu ist ein reines deutsches Kampfsystem.

 

Die ersten Schwarzgurte wurden 1969 ausschließlich von deutschen Leuten in 2 Prüfungskommisionen geprüft! Diese waren selber in Judo bis 6. Dan, Karate bis 4. Dan (Artur Hisatake, 4.Dan, ein seit 1962 in Deutschland lebender Hawaiianer), der deutschen Variante des sog. "Jiu Jitsu" (nach Erich Rahn) sowie Aikido bis 3. Dan  graduiert.

Spätestens mit der Reform des Prüfungsprogramms  im Jahr 2000 und der damit verbundenen Öffnung für alle Einflüsse und der Orientierung am Prinzip wurden die zwingende Verwendung japanischer Einflüsse abgeschafft. Heute können wir Ju-Jutsu so betreiben, wie wir wollen, können Techniken aus allen möglichen weltweiten Systemen verwenden. Die Verwendung international gebräuchlicher Technikbezeichnunge Bzw. der deutschen Sprache für Techniken sind ein weiteres Indiz für Ju-Jutsu als offenes Hybridsystem.

 

Richtig ist:

 

Nie gab es beim DJJV- Ju- Jutsu einen japanischen Cheftrainer oder eine Art Ober- Lehrer, kein einziger Japaner hatte je mit dem deutschen Ju- Jutsu eine enge Verbindung, auf der sich irgend eine Rechtfertigung für die japanische Herkunft herleiten ließe.

 

Judo war in den 1960er Jahren schon versportlicht, Karate in Deutschland wenig und Aikido noch seltener verbreitet. Die einzige Verbindung der 3 genannten Kampfkünste in Japan selbst war „Kôdôkan- gôshin- jutsu“, eine vom japanischem Judo – Institut entwickelte Übungsserie für Judoka, die sich abseits des Judo- Wettkampfsystems mit Selbstverteidigungstechniken beschäftigen wollten oder mußten. Dies waren meist Judoka, die beruflich im Sicherheitsdienst für Firmen oder im Polizei oder Justizdienst standen. Da verschiedene hochrangige Judoka des Kodokan- Judo-Institutes in Tokio auch lange Praxis in Karate oder Aikido hatten, bestand diese Übungsserie aus Elementen, die über reines Judo hinaus gingen und um solche aus Karate und Aikido erweitert wurden.

 

So war in den ersten deutschen Büchern, die das „neue Ju-Jutsu Kampfsportsystem“ zum Inhalt hatten, vor allem Beschreibungen dieser Übungsserie „Kodokan Goshin Jutsu“, die lange fälschlicherweise mit „Kunstgriffe der fünf neuen des Kodokan“ oder ähnlich übersetzt wurden. Was natürlich völliger Quatsch war, denn es wurden im Japanischen bei „go“ und „shin“ ganz andere Schriftzeichen verwendet als für „fünf“ und „neu“, nämlich die für „schützen“ und „Körper“.

 

Der große Unterschied zum in Deutschland bis dahin üblichen, um 1905 u.a. von Helmut Rahn eingeführten "Jiu Jitsu" und somit der große Verdienst der ersten in dem neuen System Ju- Jutsu zum Dan geprüften "Gründervätern" Heim und Gresch war, daß sie eine neue Lehrmethodik einführten.

Während beim "alten Jiu Jitsu" für jeden Angriff eine eigene, möglichst optimale Abwehrtechnik zugeordnet und geübt werden mußte ("Selbstverteidigung der 1000 Griffe"), kehrte das "neue" Ju- Jutsu diese Methodik um: Zunächst sollten Grundtechniken erlernt und intensiv trainiert werden, die dann auf ganz verschiedene Angriffe ganz "automatisch" als Abwehr einzusetzen waren. Die Grundtechniken wurden je nach Lernaufwand und Schwierigkeit den entsprechenden Gürtelgraduierungen zugeordnet. Außerdem wurde schon am Anfang großer Wert auf die richtige Bewegung dazu gelegt. Es sollte so mit relativ gringem Aufwand ein größtmöglicher Nutzwert nach dem Motto "weniger ist mehr" erzielt werden.

 

 

Mythos 2:

 

Deinen Gürtel sollst Du nie waschen, sonst geht die Energie „Ki“, die bei Dir während des Trainings im „Hara“, einer Stelle im Bauch, entsteht und in den Gürtel übergeht und dort erhalten bleibt, verloren.

 

Falsch!

 

Ist natürlich totaler Humbuck! Da kann ich nur entgegnen: Dann darfst Du Deinen Schlüpfer erst recht nie waschen, der ist noch viel näher an Deinem Hara ….

 

Richtig ist:

 

Leute!!! Wascht Eure Gürtel!!! Wer es nicht macht, ist in meinen Augen ein Ferkel.

 

 

Mythos 3:

 

Über Budo / Bushido wird immer wieder Behauptet: Bushido ist der Weg des ehrenvollen, friedfertigen japanischen Kriegers

 

Falsch!

 

Diese Legende geht in erster Linie auf ein Buch zurück: „Bushido, die Seele Japans“ von Inazo Nitobe, Erschienen 1903 -04.

 

Richtig ist:

 

Der Autor gehörte zu einem Klientel, das der rechts- nationalen Szene zugehörte. Deren Ziele waren es, die Verwestlichung der japanischen Gesellschaft aufzuhalten und umzukehren. Als Anker für eine eigene japanische Idendität wurde die Kaste der Samurai verklärt und verherrlicht. Die Japaner wurde über Jahrzehnte mit solchen Inhalten so lange manipuliert, bis der angebliche Ehrenkodex des Bushido fest in die japanische Gesellschaft eingebrannt war. Die Gräueltaten der Japaner im 2. Weltkrieg stehen unmittelbar mit diesen Vorgängen in Zusammenhang.

 

Mythos 4:

 

Die bunten Gürtelfarben haben alle eine eigene Bedeutung! Jenachdem, welche Farbe man gerade trägt, zeigt diese an, auf welchen Abschnitt des Weges zur Kampfkunst man gerade ist:

Weiß wie der Schnee, steht für Unschuld und Unwissenheit (unbeschriebenes Blatt) des Anfängers;

Gelb wie der fruchtbare aber noch gefrohrene Erdboden am Anfang des Frühlings;

Orange wie der Sonnenaufgang am Morgenhimmel; Grün für die ersten Pflänzchen; Blau für den Himmel, weil der Schüler nun höeres anstreben soll; Braun für die Rinde des starken Baumes ..... so oder ähnlich....

 

Falsch!

 

Im japanischen Kampfsport gibt es das Kyu - Dan- System, wie es unter "Wissenswertes" von mir unten beschrieben ist. Bunte Gürtel wurden zuerst in Europa eingeführt und werden in neuen Kampfsportsystemen verwendet. Solche Mythen haben sich westliche "Budosportler" ausgedacht, genau so hätten sie auch irgendwelche anderen Bedeutungen erfinden können, völlig an den Haaren herbeigezogen.

 

Richtig ist: 

 

Der Gürtel ist dazu da, die Jacke des Kampfanzuges vorne geschlossen zu halten. Welche Farbe der Gürtel hat, ist davon abhängig, in welchem Verband und/ oder Schule man trainiert, welche Prüfungen bestanden wurden oder welchen Rang der dortige "Chef" einem verliehen hat.

 

Mythos 5:

Kata gehören als wichtiger Bestandteil zum modernen DJJV Ju-Jutsu und Jiu Jitsu, in ihnen werden wichtige Werte des "Budosport"an die hochrangigen "Ju-Jutsu-Ka" weitergegeben. Erst mit dem Üben von Kata würde man grundlegende Zusammenhänge des Ju-Jutsu/ Jiu Jitsu begreifen.

Kata dienen auch außschließlich der Vorführung in würdevollem Rahmen wie Kata- Wettkampf oder Danprüfung, sie sind nur dazu erschaffen wurden, die Würde und den Spirit der alten Kämpfer (oder alten Samurai) nach außen darzustellen.

 

Falsch!

 

Die Kata, die bei Kata- Wettkämpfen und Danprüfungen des DJJV-Ju-Jutsu/ Jiu Jitsu "vorgeführt" werden dürfen, sind allesamt vom Kôdôkan- Institut in Tokyo, der Gründerschule des Jûdô (Kodokan-Judo), in deren langer Historie entweder entwickelt oder adaptiert wurden (siehe unter "Wissenswertes" - Kata im Jûjûtsu und Kôdôkan- Jûdô). Hier wird also einfach etwas in das eigene, junge, europäische Kampfsportsysthem  eingefügt, das in einer ganz anderen Kultur, zu einer ganz anderen Zeit und zu einem ganz anderen Zweck entstand.

Als Vergleich kann man es so erklären:

Ein chinesischer Automobilhersteller (Synonym Kampfkunst/sport) nennt seine Autos fast genau so, wie ein deutscher Automobilhersteller (Synonym "Jûjûtsu" und Ju-Jutsu), verwendet fast den gleichen Stern auf der Motorhaube und kopiert das Design (Synonym Kata als Methode). Die Begründung: mit dieser nahe am Orginal gebauten Kopie kann man die Qualität und das Image der deutschen Marke auf den chinesischen Markt übertragen (Synonym "Werte und Spirit des Budosport"). Solche Vergleiche "hinken" immer ertwas, aber kann man diesen chinesischen Hersteller ernst nehmen?

 

Richtig ist:

 

Kata ist in den asiatischen/ japanischen Kampfkünsten das traditionelle Werkzeug, die traditionelle Trainingsmethode, ausgewählte Bewegungsabfolgen durch Festlegen in ein ideales Formen- Schemata, möglichst genau auf viele Übende zu übertragen.

Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn man eine dieser traditionellen Kampfkünste betreibt.

Das heißt aber nicht, das Kata die einzige oder gar beste (!) Trainingsmethode zum Erlernen des kämpfens ist!!!

Moderne Trainingsmethoden, wie sie in modernen Kampfsportarten wie Brazilien Jiu Jitsu, westlichem Judo, Kickboxen, DJJV-Ju-Jutsu, Sambo ect. Verwendung finden, sind der jahrhunderte alten Methode Kata in didaktischer Hinsicht meißt deutlich überlegen. 

Ganz einfach zu belegen ist diese Aussage mit der Kampfkraft der Übenden der oben genannten modernen Systheme.

 

Lars Jacob

WISSENSWERTES

Graduierungssysteme im  modernen Kampfsport und klassischen Budo:
Die allseits bekannten farbigen und schwarzen Gürtel bei den verschiedenen modernen,
nach 1868 gegründeten Budo -kampfkünsten und Kampfsportarten entstammen einem
Graduierungssystem, das erst von Jigoro Kano, dem Schöpfer des Kodokan -Judo
eingeführten wurde.

Es besteht aus drei Stufen: Mudansha (keine Graduierung, nur
Schülerklassen der Unterstufe bis 4. Kyu und Oberstufe 3.-1. Kyu), Yudansha (1.-4.Dan,
Graduierung der Fortgeschrittenen oder Meisterschüler) und Kodansha (5.-10. Dan,
Graduierung der eigentlichen Lehrer/Meister und Großmeister) aufteilen.
Dabei gibt es aber je nach Kampfstil oft unterschiedliche Farben und Bedeutungen. Die
klassische, vor allen in Japan übliche, ist diese: 6. – 4. Kyu = Anfänger, also nur weißer
Gürtel. Hier werden nur die wichtigsten Grundlagen (Kihon) vermittelt.
3.-1. Kyu = Schüler, alles brauner Gürtel. Jetzt werden die Grundlagen erweitert und
vertieft.
1. – 3., 4. oder 5. Dan (je nach Stil) = fortgeschrittener oder Meisterschüler, schwarzer
Gürtel. Die Anwendung der Grundlagen sowie fortgeschrittene Techniken werden erlangt.
Ab 4., 5. oder 6. Dan = Lehrer oder Meister, ab 8. Dan Großmeister, schwarze, rot – weiße
und rote Gürtel.
In Kampfsportarten in westlichen Ländern sind die Anfänger- und Schülerstufen oft farbig, oft gelten Träger
des 1. Dan schon als „Meister“

Im deutschen DJJV- Ju-Jutsu´ zB. ist das Gürtelsystem in etwa vergleichbar mit dem Handwerk:

Weiß, Gelb und Orange entsprechen dem 1.-3. Lehrjahr,

Grün dem Junggesellen, Blau dem Gesellen, Braun dem Altgesellen, Schwarz dem Ausbilder/ Meister der Lehrlinge und Gesellen


Diese Einteilung wird in Kurzform auch Kyu – Dan - System genannt.


Charakteristisch für die alten, vor 1868 gegründeten Kampfkünste in Japan (Ko-ryu Bujutsu) ist,
dass nicht das Kyu – Dan - System als Graduierung verwendet wird, sondern das Menkyo– System, bei dem es keine Gürtel gibt. Allerdings wurde wohl seit den 1950-er Jahren ineinigen Ko-ryu-Stilen parallel auch das Kyu- Dan-System eingeführt.

 

Lars Jacob

JUDO, die unbekannte Kampfkunst

 

Als Leihe bringt man den Begriff Judo mit weißen Anzügen in Verbindung, Judo wird von Kindern betrieben, es ist olympische Sportart und damit Leistungssport. Judo ist so wie Ringen, kommt aber aus Japan.

Auch der „gemeine“ Kampfsportler verbindet genau dasselbe mit dem Begriff Judo, ein moderner Kampfsport, dessen Erfinder Jigoro Kano extra alle gefährlichen Elemente aus dem Ursprung des Judo, der Kampfkunst der alten Samurei (genannt Jujutsu), entfernte, um sie zu einem modernen olympischen Sport zu formen, die in ihrer Ausführung ungefährlich ist und mit „Der sanfte Weg“ zu übersetzen ist.

 

Leider werden Sie heut` zu Tage bei einem Besuch in einem Judoverein irgendwo in Deutschland (und in weiten Teilen der Welt) mit hoher Wahrscheinlichkeit genau das vorfinden.

Nur wenigen Menschen ist aber heute noch bekannt, dass diese Definition des Kodokan-Judo (so die exakte Bezeichnung) so nur sehr unzureichend und absolut oberflächlich die eigentlichen Lehrinhalte und Philosophie der von Kano, Jigoro begründeten Kampfkunst wiedergibt.

 

Das Hauptziel und damit auch der größte Unterschied des Judo zum vorherigen Jujutsu ist der, dass Judo als ein auf Nahkampf bezogenes Lehr- und Erziehungssystem angelegt ist. Kano schuf Judo, um der damaligen japanischen Gesellschaft und im besonderen der Jugend (später der Welt) einen Weg oder eine Methode (Do) zu zeigen, ihren Charakter zu vervollkommnen. Durch Judo sollten die Menschen sowohl körperliche als auch (vor allem) geistige Stärke erlangen und auf für die ganze Gesellschaft nützlicher Weise im Alltag anwenden.

 

Hierzu unterstellte er das Judo auf technischer Ebene dem Prinzip Seiryoku zen`yo (effektivste Nutzung der dem menschlichen Körper innewohnenden körperlichen Energie und mentalen Stärke), auf moralischer Ebene dem Prinzip Jita kyoei (Wohlergehen und Nutzen beruhen auf Gegenseitigkeit). Beide Prinzipien zusammen ergeben die Essenz des Judo.

 

Kano entwickelte aber auch die Methoden des Übens des Kampfes weiter und hat sein Kodokan-Judo auf zwei Säulen aufgebaut: freies Üben (Randori) und Üben mit Absprache und in Formen (Kata), von denen keine vernachlässigt oder bevorzugt werden sollte. Außerdem führte Kano die Methoden Mondo (Zen-Lehrnethode Frage und Antwort) und Kogi (Vortrag, Erklären) ein, denn in den meisten alten Schulen lernten die Schüler oft nur durch nachahmen ihres Meisters.

 

Der Trugschluss, daß Kano alle gefährlichen Techniken aus dem Judo verbannt habe und diese bestenfalls in den Kata enthalten seien, beruht auf unserer stark von westlichem Sport geprägten Sichtweise der Dinge, denn die ursprüngliche Bedeutung der Begriffe Randori und Kata hat sich nach den 2. Weltkrieg genau so verändert, wie im Westen der Begriff Sport.

 

Die heute bis ins Detail streng vorgegebenen und vereinheitlichten Bewegungsabläufe der Kata existierten anfangs so noch nicht, man bezeichnete damals als Kata das, was wir heute „Technik (- Kombinationen) üben“ nennen würden: im Vorfeld abgesprochene schematisch festgelegte Bewegungsabläufe, durch die die Grundlagen von Angriff und Verteidigung unterrichtet wurden. So können selbstverständlich auch gefährliche Angriffe wie Schläge und Tritte geübt werden, gegen die man sich dann relativ gefahrlos verteidigen kann, da sie vorher abgesprochen sind. Das Kodokan als Judoinstitut filterte dann aus verschiedensten Möglichkeiten einige wenige heraus, die als beispielhafte Vorlage, als Grundform zum Üben von Angriff und Verteidigung dienen sollten. Einige dieser Kata dienen auch dazu, historische Techniken zu bewahren. (siehe Artikel „Kata im Jujutsu und Kodokan Judo“)

 

Im Randori werden die vorher schematisch geübten Bewegungsabläufe dann ohne Absprache, also frei, geübt. Randori dient dazu, die Techniken auch gegen den Widerstand des Trainingspartners anwenden zu können. Eine weitere Form oder Stufe des Randori ist Shiai, der Wettkampf, bei dem es nicht darum geht, eine Meisterschaft zu gewinnen, sondern den Kampfgeist zu entwickeln.

 

Früher traten beim Shiai (in Japan bei traditionellen Turnieren immer noch!) immer gleichrangige gegeneinander an, Gewichtsklassen und Altersstufen gab es nicht. Um die Verletzungsgefahr zu minimieren, ließ man hier die Schläge und Tritte (Atemi) weg, beschränkte das Hebeln auf den Ellenbogen, und veränderte die Würfe so, dass man durch Fallschule unverletzt auf den Rücken landete.

Der Technikumfang war gegenüber dem Kata üben (so wie beschrieben) zwar wesentlich, auf hauptsächlich Würfe, Armhebel und wenige Würgegriffe, reduziert, aber diese Techniken konnten unter vollen körperlichen Einsatz durchgeführt werden, ohne beim Partner Schäden zu verursachen. Da Kano so sein Judo auch als hervorragende Methode der Leibeserziehung darstellte, meinte man vor allem im Westen nach dem 2. Weltkrieg sehr schnell, es hier nur mit einer weiteren, ganz normalen (Kampf-) Sportart zu tun zu haben und ist bis heute dabei geblieben.

 

Grundsätzlich ist gegen gelegentlichen Wettkampf also nichts einzuwenden, gerade für Kinder und Jugendliche sind die Erfahrungen, die sie während eines Wettkampfes (und besonders unmittelbar davor und danach!) sammeln, sehr wertvoll. Mann sollte aber den ursprünglichen Zweck des Kodokan-Judo wieder viel mehr in den Vordergrund stellen und so den eigentlichen Nutzen des Judo wieder entdecken.

 

Denn heutzutage ist von dem Judo, das sein Schöpfer Kano und dessen unmittelbare Schüler und deren Schüler etablierte, so gut wie nichts mehr übrig geblieben, sowohl in kämpferischer, technischer als auch theoretischer Hinsicht. Stattdessen hält ein korrumpierter Weltverband seine Würgeschlinge fest um Judo, verändert in immer kürzeren Abständen Wettkampfregeln in immer schlimmerer Art, so daß Judo nur noch ein Schatten seiner selbst ist.

 

Nur noch wenige Judo-Meister stemmen sich dagegen und versuchen, ursprüngliches Judo zu vermitteln. Hier wären in Japan vor allem die Leute der „Judo- Renaissance" zu nennen. Aber auch in Deutschland findet man noch Judoka, die einen eigenen Weg gehen, am bekanntesten ist wohl Tom Kohlrausch, der in der Lehrlinie von Tokio Hirano steht.

 

 

 

Von Lars Jacob frei interpretiert nach diesen Quellen:

 

Kodokan Judo“, Verlag Dieter Born, „Mind over Muscle“, Verlag Kodansha Intl., „leben und Werk KANO jigoro`s (1860-1938): Ein Forschungsbeitrag zur Leibeserziehung und zum Sport in Japan“, Taschenbuch A. Niehaus, W. Decker, A. Guttmann

 

KATA im Jûjûtsu und Kôdôkan- Jûdô

 

Was ist Kata? Es ist die Methode oder besser das Werkzeug, Bewegungsmuster und Prinzipien zu üben und diese, durch Festlegen in ein ideales Formen- Schemata, möglichst genau auf viele Übende zu übertragen. Kata sind elementarer Bestandteil aller klassischen japanischer (eigentlich aller klassischen asiatischen) Kampf- Künste. Sie geben so grundlegende Prinzipien der jeweiligen Kampfkunst über Generationen weiter.

 

Das Zeichen Kata ist auf deutsch am einfachsten mit dem Wort „Form, Methode“ zu übersetzen, ebenso wie die Wörter „Shiki“ und „Ho“, die aber eine weniger hohe Wertigkeit als die Bezeichnung „Kata“ darstellen.

 

Zu beachten ist auch, daß es im japanischen keine Mehrzahl des Wortes Kata gibt. Richtig wäre also „die (eine) Kata“, aber auch „die (vielen) Kata“, falsch wäre „die (vielen) Katas“.

 

Für Judo und Jujutsu entwickelte Kano Shihan (Gründer des Kôdôkan- Jûdô) erst die Go No Kata (Goju- no Kata), die Nage No Kata, die Ju No Kata, die Katame No Kata sowie die Itsutsu No Kata.

Die Kime No kata (mit scharfen Waffen ausgeführt auch Shinken Shobu no Kata) gab es in großen Teilen zumindest in sehr ähnlicher Form schon lange (nach einigen Angaben in der Literatur einzelne Formen im Ko-ryuha schon vor ca. 300 Jahren), ist aber in der uns heute bekannten Form vom Kodokan und Kano wahrscheinlich nach 1906 bis etwa 1920 vollendet worden. Wesentliche Elemente scheinen hier aus der Tenjin shin`yo ryu zu stammen, in der Kano Inhaber des Menkyo Kaiden (höchste Lehrlizens) war. Aber auch andere Schulen (v.a. Soshui shitsu ryu und Yoshin ryu) nahmen Einfluß auf sie, da sie wohl so etwas wie ein „Nationales Jujutsu“ darstellen sollte (zusammen mit Nage no Kata und Katame no Kata). Grundlage dieser Kata scheinen allerdings die 10 Formen der Kime- shiki (bekannt aus der Seyryoku zen`yo kokumin tai iku) zu sein, die in den 1880er Jahren entstand und eigentlich als Vorstufe zur Kime no Kata betrachtet werden kann.

 

Itsutsu no Kata ist eine „unfertige“ Kata und besteht aus nur 5 einzelnen Formen, die aus Formen der Yoshin-ryu, Kito- ryu und Tenshin- shinyo- ryu (3 Stück) besteht und philosophische Prinzipien der 5 (asiatischen) Elemente darstellt.

 

Die Koshiki No Kata wurde von Kano in den 1920er Jahren original aus dem Kito-ryu-Jujutsu übernommen, da er in einem Zweig dieser Schule ebenfalls Innhaber des Menkyo Kaiden war und dieser Zweig der Kito-ryu (Takenaka- ha) somit im Kodokan aufging. Takenaka- ha der Kito-ryu bestand nämlich nur aus diesen 21 Formen!

Allerdings wird heutzutage im Kodokan eine andere Version der Koshiki- no- Kata gelehrt als die von Kano, da Toshiro Daigo (10. Dan Kodokan), der diese Kata jetzt lehrt, sie von Herrn Nagaoka (10. Dan Kodokan) lernte, der einem anderen Zweig der Kito- ryu, nämlich Toda- ha, angehörte und dort Inhaber des Menkyo Kaiden war.

 

So kann man sowohl Itsutsu no Kata und Koshiki no Kata als auch Teile der Kime no Kata  als orginal Koryu- Jujutsu (Bujutsu) bezeichnen!

 

Einer der ersten Kata im Kodokan war die erst als Goju no Kata bezeichnete Go no Kata, die noch die ursprünglichen, drillähnlichen Formen des Übens der Techniken, wie in den Ko-ryu Stilen des Jujutsu, vermittelt. In der Literatur gibt es Hinweise, daß es wohl die älteste aller Kodokan Kata war, es sind auch nur sieben Würfe enthalten. In den 1930er Jahren äußerte Kano jedoch seine Unzufriedenheit mit dieser Kata und regte eine Überarbeitung an, die aber nie erfolgte, womit diese Kata nach dem 2. Weltkrieg aus dem ofiziellem Kata- Katalog des Kodokan verschwand und erst von Herrn Ochiai (8. Dan Kodokan) in den 1990er Jahren wieder erforscht wurde. Es gibt Hinweise, daß aus dieser Kata in den 1880er Jahren die Ju no Kata (auch Yawara no Kata oder Taisô no Kata) abgeleitet wurden sein könnte bzw. ursprünglich Go no Kata mit Teilen der Ju no Kata zusammen gehörte.

Ju no Kata wiederum kam zum Anfang wohl große Bedeutung in der Außendarstellung des Kodokan generell zu, ebenso wie Nage no Kata und Kime no Kata.

 

Kodokan Goshin Jutsu ergänzt die Art der Techniken der Selbstverteidigung um Aspekte, die unter anderem von Herrn Tomiki (8. Dan Kodokan und Aikikai) im Aikido gewonnen wurden, nachdem er von Kano zu Herrn Ueshiba (Gründer Aikido) in dessen Dojo geschickt wurde und dort jahrelang Ueshiba`s Uchi Deshi (engster Schüler) war. In Tomiki`s Shodokan- Aikido sind sehr große Ähnlichkeiten nicht nur mit dieser Kata (Kodokan - goshin- jutsu) zu finden, es gibt hier mindestens genau so viele Aspekte aus dem klassischem Vorkriegs-Kodokan-Judo wie aus dem Vorkriegs- Aikido (Aiki- Budo). Kodokan Goshin Jutsu wurde erst in den 1950er Jahren entwickelt und löste eine gleichnamige Kata des Kodokan aus den 1920er/ 1930er Jahren ab, die es für Männer und Frauen in unterschiedlichen Ausführungen gab.

Wahrscheinlich hat diese mit der Kata Ähnlichkeit oder stimmt sogar überein, die als „Mifune`s Goshin Jutsu“ (20 TechnikenStand, 10 Boden) auf Filmaufnahmen von Anfang der 1950er Jahre zu sehen ist. Die Version für Frauen wird auf Filmaufnahmen als „Yoshi Goshin- ho“ (10 Techniken + Tandoku renshu) bezeichnet.

Diesen Formen wiederum sehr ähnlich sind die Kata des Nihon-Jujutsu, das von Prof. Sato entwickelt wurde (10. Dan Nihon-Jujutsu, 9. Dan IMAF- Judo).

 

Ein etwas eigener Fall ist Seiryoku zen`yo kokumin taiiku. Ebenso wie Kodokan- goshin- jutsu ist es eher eine Technik- Ansammlung und weniger die durchgehende Demonstration eines einheitlichen (!) Prinzips. Deshalb werden beide vom Kodokan auch nicht mit dem Zusatz „no Kata“, also „Form für ...“, versehen, sondern als beispielhaftes System betrachtet.

 

Die Nage no Kata ist in der uns heute bekannten Form erst nach 1906 endgültig vollendet worden, wobei Sukui- nage durch Kata- guruma ersetzt wurde. In ihr sind ebenfalls noch sehr viele Elemente aus dem Ko-ryu Jujutsu sichtbar, da einige Würfe so wie in den Ko- ryuha ausgeführt werden und sich von den heute üblichen Randori- und Wettkampfformen doch erheblich unterscheiden.

 

Etwas später in den 1880er Jahren entstanden und ebenfalls 1906 vollendet, ist die Katame no Kata, die, ebenso wie Nage no Kata, im Kodokan auch als „Randori no Kata“ bezeichnet wird. Dies liegt daran, daß im klassischem Kodokan- Judo erst NnK und KnK geübt wurden, und sich daraus dann das Randori heraus (!!!) entwickelte.

Dieses nennt man Nokori- ai, bei der Ukes Angriffe erst in unterschiedlicher Reihenfolge erfolgen. Wenn die Techniken dann nicht ganz richtig ausgeführt werden, werden sie von Uke gekontert, falls diese Technik nicht effektiv ist, wird diese wiederum von Tori gekontert.

Langsam entwickelt sich daraus eine freie, von der Form (Kata) gelöste Methode von Angriff und Verteidigung, also Randori. Dieses Prinzip übernahm Kano aus der Kito-ryu, in der es als „midare“, also „durcheinander geraden der Übung“ bezeichnet wurde und dort schon seit dem 18. Jahrhundert praktiziert wurde.

 

In diesem Zusammenhang muß man erwähnen, daß das Erlernen von Kata in den klassischen asiatischen Kampfkünsten der Philosophie von Sho, Ha und Ri folgen. In der Stufe Sho übt der Schüler die Kata durch Nachahmung seines Lehrers, er ist damit beschäftigt, die Technik an sich zu lernen und (bei Kata mit Partner) mit Ukes Hilfe zu bewältigen. In der Stufe Ha begreift er, warum die Techniken in der Kata genau so ausgeführt werden. Er erkennt das, was mit der Kata vermittelt werden soll.

Am Beispiel der Nage no Kata: die Arten der Würfe, Art des Gleichgewichtsbruchs, Distanzverhalten, Winkel, Zug- und Hubkräfte, Effektivität, Eingänge usw..

Wenn der Schüler dann lernt, das alles bei freien Angriffen anzuwenden und zu berücksichtigen, dann hat er die Stufe Ri erreicht und ist für diese Kata kein Schüler mehr, sondern ein Meister.

 

Von Lars Jacob frei interprätiert nach folgenden Quellen:

 „Wurftechniken des Kodokan“ Bnd. 1,2 + 3 von Toshiro Daigo

 Broschüre „Go no Kata“ von Toshiyasu Ochiai

 Aussagen von Dieter Born (RIP) im „Judoforum, Unterforum Kata“ und persönlicher Kontakt per e-Mail

 „Grundwissen der Geschichte des Kodokan Judo“ von Wolfgang Dax-Romswinkel

 Dissertation Niehaus "Leben und Werk Kanô, Jigorô"

 

Lars Jacob